Die Bilder

Der Roman „Das Vineta Experiment“ von Felix Katzdiener erzählt vom Millionenerben Hanns K., den der Nachtexpress einer unbekannten Eisenbahngesellschaft in eine fremde osteuropäische Großstadt des frühen 20. Jahrhunderts entführt. Die Stadt, die sich Vineta nennt, scheint das Gebilde eines Wachtraums zu sein, der mehr mit K. selbst zu tun hat, als er wahrhaben möchte. Ein Erwachen aus dem vermeintlichen Traum scheint es nicht zu geben.

Einziger Halt in der fremden Realität bleibt der junge Leutnant einer undurchsichtigen Staatspolizei. Der allerdings forscht hartnäckig die Lebensgeschichte K.´s bis in eine weit entfernte Vergangenheit aus.

Scheinwelt bizarrer Täuschungen durch eine fremde Technologie, halluzinatorischer Wahn oder Realität? Wird es K. gelingen, mit Hilfe seines Vernehmers die Wahrheit über seine eigene Existenz aufzudecken?

In Felix Katzdieners philosophisch durchwebtem Traumspiel nehmen Bilder aus dem zurückliegenden 20. Jahrhundert wie Versatzstücke eines Bühnenbildes eine neue Aufstellung. Herausgelöst aus ihrem vertrauten Deutungsrahmen fügen sie sich zu einer schillernden Collage eigener Art zusammen, die unbequeme Fragen aufwirft und Antworten beharrlich verweigert.

Der Bahnhof von Vineta

Der Bahnhof von Vineta
Acryl auf Leinwand 100×100

La Città Nuova 
Antonio Sant´Elia 1914

Der Bahnhof von Vineta
Fotocollage

Nachtexpress 
Acryl auf Leinwand 60×80

Luzifer Gnosis
Fotocollage

Gaukelspiel am nächtlichen Bahnhof
Acryl auf Leinwand 60×80

Der Bahnhof von Vineta ist Entwürfen des italienischen Architekten Antonio Sant’Elia (1888 -1916) nachempfunden, einem Schüler Otto Wagners, der mit seiner Zeichnungsserie La Città Nuova aus dem Jahre 1914 viele Architekten der Moderne, darunter Le Corbusier beeinflusst hat.

Am Abend des 10. September 1999 kommt der Expresszug aus Berlin nach fast 24 stündiger Fahrt auf dem Bahnhof von Vineta an.  Für Hanns K. ist er das Tor zu einer Zeit, von der nichts in den Geschichtsbüchern steht und zu einer Welt, die man auf den Landkarten vergebens sucht.

Stadtbahnhof Odeon

Nach dem Unglück
Acryl auf Leinwand 60×80

Stadtbahnhof Odeon
Acryl auf Leinwand 60×80

Das offene Fenster
Acryl auf Leinwand 60×80

Stadtbahnzug von Vineta

Alter Berliner Vorortszug

Alter Hamburger Stadtbahnzug

Viele Handlungs- und Beziehungsstränge des Vineta Experiments laufen an einem Bahnhof der elektrischen Stadtbahn im 2. Bezirk von Vineta zusammen, dem Stadtbahnhof Odeon. Nach ihm ist ein Musiktitel des Albums Vineta benannt. Hier ereignet sich ein schrecklicher Unglücksfall, dessen Zeuge K. wird und der sich bald als Mord erweist.

In einem Hotelzimmer mit offenem Fenster zum Stadtbahnhof spüren Fahnder der Republikanischen Staatspolizei  Hanns K. auf und nehmen ihn als Tatverdächtigen fest.

Vorbild für die Züge der elektrischen Stadtbahn von Vineta sind die  elektrischen Berliner und Hamburger Vorortbahnen der 1920er Jahre.  

Leutnant Raimas Faltin

Leutnant Raimas Faltin
Acryl auf Leinwand 60×80

Befragung des Reisenden Hanns K. durch den Leutnant Raimas Faltin
Fotocollage

Das Verhör
Ausschnitt

Oberst Dr. Michail Radenkowitsch
Acryl auf Leinwand 80×100

Das Verhör
Acryl auf Leinand 120×100

An seinem Schreibtisch im Seitenschiff einer ehemaligen Kirche verhört der Leutnant Raimas Faltin der republikanischen Staatspolizei von Vineta, Hanns K. Er versucht, das undurchsichtige Handlungs- und Beziehungsgeflecht zu entwirren und stößt dabei auf seltsame Ereignisse im Leben des Protagonisten. 

Sie scheinen Parallelen zu Ereignissen auf den Bahnhöfen der Metropolis und in den stillgelegten Lokomotivschuppen der vinetischen Eisenbahnen aufweisen. Dort haben hunderte von heimatlosen Kindern Zuflucht gesucht, die Ostbahnkinder, deren Lied ein Titel des Albums Vineta bildet.

Metropolis Vineta

 „An der Mündung der Oder zum Baltischen Meer lag einst die sehr angesehene Stadt Vineta“, schreibt Helmold von Bosau (1120 – 1177) in seiner Slawenchronik, „welche den ringsum wohnenden Slawen, Griechen und Sachsen einen weltberühmten Stützpunkt bot. Unter allen Städten Europas war sie gewiss die größte und von vielen Völkern bewohnt. Man konnte an Sitten und Gastlichkeit keine anständigeren und mildherzigeren Leute als dort finden. Reich an Waren aller Länder, besaß jene Stadt alle Annehmlichkeiten …“

Von Helmolds Schilderung scheint die moderne Megapolis mit dem angestaubten Flair der 1930er Jahre nichts zu wissen.

Hanns K. muss feststellen, dass nicht einmal ihre geografische Lage mit Helmolds Beschreibung übereinstimmt. Ein Völkergemisch aus allen Ländern der Welt beherrscht das Stadtbild des modernen Vineta immer noch, aber diese Stadt ist unwirtlich.  Die Menschen dort sind nicht mildherzig. Sie sind gleichgültig, abweisend und nur auf die Sicherung der Dinge für ihren eigenen täglichen Lebensbedarf bedacht. Denn das Angebot an Waren ist knapp und einförmig.

Diese Stadt besitzt keine Annehmlichkeiten. Nur der heisere Pfiff der Züge bringt ein Stück Vertrautheit in die Stille der Nacht und weckt Sehnsucht nach Rückkehr in eine verlorene Heimat.

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